§ 8. Die Religion der Griechen. 21
Hi. Periode. 500—431 v. Chr. Vom Beginn der Perserkriege bis zum Ausbruch des peloponnesischen Krieges.
Iv. Periode. 431—338 v. Chr. Vom Ausbruch des peloponnesischen Krieges bis zum Untergänge der griechischen Freiheit
^Schlacht bei Chäronea).
V. Periode. 338—146 v. Chr. Von der Schlacht bei Chäronea bis zur Zerstörung von Korinth (Unterwerfung durch die Römer).
Die Griechen haben zum erstenmal eine tiefere geistige Bildung und Wissenschaft gepflegt, und ihr Gefchmack und Kunstsinn, sowohl in der Litteratur als in der Architektur und Skulptur, find bisher noch nicht wieder erreicht. Daneben huldigten sie einer rein menschlichen hohen Sittlichkeit, deren Träger auch uns Christen ehrwürdig erscheinen (Aristides, Sokrates).
I. Periode.
Zeitalter der Keroen.
?— ssl. 1100 v. Chr.
§ 8. Die Religion der Griechen.
Die Griechen glaubten an mehrere Götter (Polytheismus). Die Zahl derselben, von denen viele irgendwelche menschliche Thätigkeit unter ihrer Obhut hatten (Personifikationen), war sehr groß. Es lassen sich aber 12 Hauptgötter, die sogenannten olympischen, angeben; diese sind:
1. Zeus (bei den Römern Jupiter), „der Vater der Menschen und Götter". Er erhält die Welt in ihrer ewigen Ordnung und die Grundlagen der menschlichen Gesellschaft (Gastfreundschaft, Eid rc.) find von ihm geheiligt. Denn gesittete Zustände sind erst eingeführt, als er an die Stelle roher, gewaltsamer Naturgötter (Titanen) trat. Er wurde überall, hauptsächlich aber in Olympia (Elis, Peloponnes) verehrt, wo auch sein berühmtes Bildnis von der Hand des großen Bildhauers Phidias aufgestellt war. —
2. Hera (Juuo), seine Gemahlin, der vor allem der Schutz der Ehe oblag.
3. Poseidon (Neptun), der Gott des Meeres, welcher, während Zeus auf dem Lande vorzugsweise waltet, das Wasser mit seinen
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§ 25. Leben und Sitten der Griechen. 63
Person, als in den Handlungen und den sittlichen Grundsätzen Schönheit und Tugend, Anmut und Wurde zu vereinigen (K a l o -k a g a t h i e). Schon in dem Gang und der Kleidung der Gebildeten prägte sich der Sinn für ein schönes Ebenmaß aus, jede übermäßig rasche Bewegung der Glieder, das Auffallende in der Kleidung durch grelle Farben re. galt im gewöhnlichen Leben für unschön. Sie trugen lange, mantelartige Gewänder (Hintation u. a.), die in kunstvolle Falten geworfen waren. Schmuck verschmähten sie nicht; derselbe bestand zumeist in Spangen, Ringen, goldenen Nadeln, besonders auch in Kränzen, welche Männer und Frauen bei festlichen Gelegenheiten zu tragen pflegten. Wort, Gebärde und Handlung standen bei den Griechen unter dem Gesetze des Maßes und der Schönheit, und je mehr eine Persönlichkeit die Erfüllung dieser Gesetze sich zur zweiten Natur zu machen verstand, desto größeres Ansehen genoß sie beim Volke (vgl. Perikles).
Das öffentliche Leben war in Griechenland ein ungemein reges. Da die Volksversammlungen in den meisten Orten die Entscheidung der Angelegenheiten hatten (z. B. in Athen), so war der einzelne Bürger an den Verhandlungen sehr interessiert. Dabei gewährten ihm die Reden, welche in den Volksversammlungen und auch in den Gerichtssitzungen gehalten wurden, ein geradezu ästhetisches Vergnügen, was dann wieder den Nachteil im Gefolge hatte, daß man oft denjenigen Rednern zustimmte, welche am kunstvollsten zu reden verstanden, ohne daß ihre Sache auch die beste war.
Diese Neigung zur Öffentlichkeit ließ bei den Griechen eine Pflege der Häuslichkeit in unserem Sinne nicht auskommen: der Mann lebte draußen, die Frau im Hause. Selbst der Familiensinn, anfangs hoch entwickelt, litt in den Zeiten der republikanischen Verfassungen viel Einbuße.
Die Bildung der Frauen war im großen und ganzen vernachlässigt, wenngleich wir hin und wieder auch hochgebildeten Frauen begegnen, wie den Dichterinnen Sappho, Corinna und der Freundin des Perikles, Asp asia. Am wenigsten nahmen die Frauen an dem geistigen Leben des Volkes teil in Sparta, wo die Männer, vom Gesetz gezwungen, stets außer dem Hause lebten und die Erziehung der Kinder schon im siebenten Jahre vom Staate übernommen wurde.
Die sittlichen Anschauungen des griechischen Volkes, die in dem heroischen Zeitalter bereits sehr entwickelt waren (Vaterlands-
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22 Erster Teil. Das Altertum.
Tritonen und Nereiden beherrscht. An den Küsten besonders herrscht sein Kultus.
4. Demeter (Ceres): unter ihrem Schutze steht die Bebauung des Bodens, und weil mit dem Ackerbau die Civilisation beginnt, ist sie die erste Begründerin milder Sitten im Menschengeschlechte (Schiller: Das Elensische Fest). Ihre Tochter ist Persephone, die, der Mutter vom unterirdischen Hades geraubt, Herrin der Unterwelt ist (Schiller: Klage der Ceres).
5. Pallas Athene (Minerva), gerüstet ans dem Haupte des Jupiter entsprungen, ist die Göttin des klugen Denkens, der vernünftigen Lebensführung und Arbeit, des tapferen und besonnenen Handelns. Sie ist die Schutzherrin besonders Athens, dessen Bewohner ihr auf der Burg (Akropolis) Verehrung zollten (Bildsäulen des Phidias) und ihr das große Stammesfest der Panathenäen widmeten.
6. Apollon (Apollo), vielfach der Athene entsprechend, ist der Gott des hellen Äthers, der klaren Schönheit des menschlichen Werkes und menschlicher Gestalt; er hat die Gabe der Weissagung, und als Führer der neun Musen (A. Musagetes) hat er den Menschen die Kunst des Gesanges und der Dichtung überliefert, welche das Gleichmaß der Seele herstellen, wie das Gleichmaß des Körpers, die Gesundheit, seinem Sohne Asklepios (Äskulap) am Herzen liegt. (Das berühmteste antike Bildnis des Apollo ist der bei uns so verbreitete Apollo von Belvedere im Vatikan.)
7. Artemis (Diana), Göttin der Jagd.
8. Ares (Mars), Gott des Krieges.
9. Aphrodite (Venns), aus dem Schaume des Meeres geboren, Göttin der Schönheit, der Liebe, aber auch des flüchtigen Lebensgenusses. Sie durchstreift die Welt mit ihrem Gefolge, in welchem Eros (d. i. Liebe) und die Charitinnen (d. i. die Anmutigen) sich befinden.
10. Hephästos (Vulkan), — Der Gott der Esse
Zeus' erfindungsreicher Sohn Bildner künstlicher Gefäße,
Hochgelehrt in Erz und Thon (Schiller: Eleus. Fest).
11. Hermes (Merkur), der leichtbeschwingte Bote der Götter, dem der Schutz des Verkehrs, der Kaufleute obliegt. Jede Gewandtheit des Menschen, Gymnastik, selbst die Fingerfertigkeit des Diebes ist ihm genehm.
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§ 28. Die Religion der Römer. 67
Wahren ihre Ausgestaltung in Kunst und Wissenschaft fanden, hat der Römer vorzugsweise das Gute und Rechte im Leben ausgebildet, besonders in den Formen einer großartig ineinandergreifenden Gesetzmäßigkeit. Sind die Griechen die Urheber der Kunst und Wissenschaft, so sind die Römer die Begründer und Vorbilder des auf Recht und Gesetz mit Bewußtsein aufgebauten und von denselben durchdrungenen staatlichen Lebens.
§ 28. Die Religion der Römer.
Die römischen Gottheiten entsprechen, unter anderen Namen, meist den griechischen. An der Spitze steht Jupiter, dem die Erhaltung der Welt und der Schutz der Stadt Rom obliegt; neben ihm stehen Juno, seine Gemahlin', und Minerva, die man mit der griechischen Athene vergleichen kann, die Göttin des Denkens, des Erfindens, die Schützerin der Gewerbe und Künste. Diese drei Gottheiten genossen gemeinschaftliche Verehrung auf dem Kapitol, der Burg von Rom. Der griechischen Artemis entspricht Di ana, der Demeter Ceres, dem Hermes Merkur, dem Ares Mars, dem Hephästos Vulkan, der Hestia Vesta, der Aphrodite Venus. Auch dem Römer war die Natur belebt durch Geister, die, wie Faunus, auf Wiesen und Triften, wie Silvanus, im Walde re. ihr menschenfreundliches Wesen trieben. Chrakteristisch ist den Römern, daß sie fast alle menschlichen Eigenschaften und Begriffe personifizierten; so verehrten sie eine Göttin der Jugend (Juventus), der Treue (Fides), der Keuschheit (Pudicitia) rc. Nicht weniger als die Stadt selber stand das einzelne Haus unter dem Schutze besonderer Geister (Genien), welche man Penaten oder Laren nannte. Die Vorstellung von einem Fortleben der Seele nach dem Tode war den Römern so wenig fremd als den Griechen. Dem griechischen Hades entsprach der Orkus. In ihm weilten die Seelen der Verstorbenen als Manen.
Der Gottesdienst war nach festen Ordnungen geregelt; gerade die äußeren gottesdienstlichen Gebräuche (Ceremonien) wurden von den Römern sehr peinlich beobachtet. Der Verkehr mit den Göttern lag in den Händen der zahlreichen Priesterschaft; die wichtigsten Priesterkollegien waren die Pontifices, die Auguru, die Salier, die Vestalinnen (Priesterinnen der Vesta).
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1. Hermes.
2. Dionysos.
3. Demeter.
4. Ares.
6. Hera.
Fig. 51a.
7. Zeus.
to
Götter links von der Mittelgruppe (17): Auf reichem Throne Zeus, neben ihm seine Gattin mit ausgebreitetem Schleier, von ihrer Tochter Iris begleitet. Ares, Demeter, Dionysos und Hermes sehen gespannt dem Festzug entgegen.
8. Dienerin.
9. Dienerin. 10. Priesterin. 11. Priester.
Fig. 51b.
12. Diener.
M ittelgruppe (812): Ein Priester ordnet mit Hilfe eines Dieners das Gewand, das der Athena verehrt werden soll Zwei Mdchen haben Sthle herbeigebracht, eine Priesterin nimmt sie ihnen ab. der diese Sthle wird nach antikem Brauch der Peplos ausgebreitet, bis er der Holzstatue im Erechtheion umgehngt wird.
-
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Is Aphrodite.
16. Apollon
Fig. 51c
17. Artemis.
15. Poseidon
14. Hephstos,
13. Athena,
20. 21. 22. 23. 24. 25.
Fig. 51 d.
Fig. 51. Aus dem Ostfriese des Parthenon. Friederichs-Wolters N. 595722.)
ts5 Ct
Götter rechts von der Mittelgruppe (1319 : Athena ohne Helm und Panzer, die aus Bronze gefertigte Lanze heute nicht mehr erhalten Ihr zugewandt Hephstos. Poseidon macht seinen Nachbar auf den nahenden Zug aufmerksam. Artemis schaut gespannt zu, Aphrodite weist auf den Zug hin, Eros mit dem Sonnenschirm seiner Mutter.
Stehende Männer(2025): In ihnen sehen wir Zuschauer, Vertreter des Publikums, in gemtlicher Unterhaltung miteinander begriffen. Um den Festzug von den Gttern zu trennen, schob der Bildhauer die plaudernden Männer ein.
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Fig. 59. Tetradrachmon Eumenes' I.
von Pergamon.
Kopf des Philetros; Athena.
Fig. 60. Der große Altar zu Pergamon und die Verteilung der Götter an demselben (vgl. Fig. 65 und 66).
Triton Amphitrite
Saiyrn
Dionysos
Rhea
Ares
Nike
(Ge)
Athena Zeu s Herakles Hebe?
Hera
[Hephstos]
[Mren]
[Demeter]
Apollon
Leto
Artemis Hekate
Hekate (triformis) Artemis
Fig. 62. Hekate und Artemis.
Der große Altar wurde wahrscheinlich von König Eumenes Ii. (197159" erbaut. der einem Sockel von etwa 2,50 m erhob sich auf allen vier Seiten und an den Treppenwangen ein Fries, der ursprnglich eine Lnge von etwa 130 m hatte und, 2,30 m hoch, an der Treppe nach und nach' niedriger wird. Der grfste Teil des Frieses ist erhalten und befindet sich im Museum zu Berlin.
Die Götter kmpfen gegen die himmelstrmenden Giganten. Gigantenkampf mythisches Abbild fr die Kmpfe der Pergamener mit den Galliern, wie spter des Augustus gegen seine Widersacher (Hr. c. 3, 4;.
Auf der Nordseite des Altars steht im Mittelpunkt des Kampfes die Nacht mit den Gestirnen, auf der Sdseite sind neben der Gttin des Tages die grossen Himmelslichter dargestellt. In hnlichem Gegensatz , befinden sich auf der Ostseite die bedeutendsten olympischen Götter und auf der Westseite, durch die Treppe von einander getrennt. Gottheiten des Wassers und der Erde.
Die Namen derjenigen Götter, von denen nichts erhalten ist,
sind in [] gesetzt. Gesperrt gedruckt sind die Namen der Götter,
welche auf den Fig. 6164 abgebildeten Reliefs vorkommen. ^
Phbe Asteria
Fig. 61. Phbe (Schwester der Themis) und Asteria (Tochter der Phbe und Mutter der Hekate .
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Extrahierte Personennamen: Tetradrachmon_Eumenes'_I.
von_Pergamon Apollon
Leto
Artemis_Hekate
Hekate König_Eumenes Augustus
— 41 —
der Einnahme der Stadt ließ Kambyses den gefangenen König, um ihn zu beschimpfen, in die Vorstabt setzen, nebst andern Aegyptiern, und er versuchte seine Seele aussolgenbe Weise. Er schickte des Königs Tochter, wie eine Selavin gekleibet, hinaus nach Wasser mit einem Wassereimer, und mit ihr noch anbre Jungsrauen aus den vornehmsten Häusern, ebenfalls im Sclavenkleib wie die Königstochter. Als nun die Jungfrauen mit Geschrei und Weinen an ihren Vätern vorbeikamen, schrien alle Väter laut und weinten mit, ba sie ihre Kinder in solchem Elenb sahen. Psammenit aber schaute hin und weinte nicht, sondern schlug stumm den Blick zur Erbe.
Wie nun die Wasserträgerinnen vorüberwaren, schickte Kambyses den Sohn des Königs hinaus, mit 2000 andern Aegyptiern bcsselben Alters, alle mit Stricken um den Hals und mit Zäumen im Munbe. Diese würden hinausgeführt als Opfer der Rache und zum Entgelt für die Leute, welche auf dem schiffe des Kambyses durch die Aegyptier umgekommen waren. Denn die königlichen Richter hatten entschweben, daß für jeden Mann 10 von den ersten Aegyptiern gelobtet werben müßten. Psammenit sah sie vorübergehen, merkte auch, daß sein Sohn zum Tode geführt würde; aber während alle die andern Aegyptier, welche um ihn saßen, weinten und klagten, blieb er stille und machte es ebenso, wie bei feiner Tochter.
Hub als auch biefe vorüberwaren, ba geschah es, daß ein ältlicher Mann, einer von den Freunben und Tischge-nofsert des Königs, in der Vorstabt an dem König und denen, die um ihn saßen, vorbeikam. Er trug ein ärmliches Bett-iergewanb und bat die persischen Soldaten um Almosen; benn er hatte all sein Hab und Gut verloren. Als den der König sah, weinte er laut und heftig, rief feinen Freund bei Namen und schlug sich das Haupt.
Die Wächter, die bei dem König ausgestellt waren, um ihn zu beobachten, meldeten dem Kambyses, was Psammenit gethan. Kambyses wnnberte sich und ließ den Psammenit durch einen Boten fragen, warum er seine Tochter in solchem
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— 77 —
beizustehen. Vom elterlichen Hause eilte Hektor in das Haus des Paris und trieb ihn an, wieder in die Schlacht zu gehen. Dann will er im Fluge noch die Gattin Andromache und sein unmündiges Söhnlein sehen; aber erfindet sie nicht daheim,Andromache ist mit demkinde nach dem Mischen Thore hingeeilt, um von da aus nach dem Schlachtfeld und nach dem Gatten auszuschauen. Als Hektor in die Nähe des Thores kam, das zum Schlachtfeld hinausführte, traf er die Gattin und diedieneriu mit dem Knäblein Astyanax auf dem Arme. Das hing an ihrem Busen gleich einem schönen Sterne. Der Vater sah mitstillemlächeln seinsöhnchen an; Andromache aber trat mit thränenfeuchtem Auge zu dem Gatten, faßte seine Hand und sprach:
„Entsetzlichermann, gewiß, dichtödtet noch deinmnth, du erbarmst dich weder deines stammelnden Kindes noch deines unglückseligen Weibes, das du bald zur Wittwe machen wirst; denn dich werden gewiß die Achäer todten, indem sie alle auf dich einstürmen. Dannwäre es mir dasbeste, wenn ich in die Erde versänke; denn wenn ich deiner beraubt bin, ist mir kein Trost mehr übrig, sondern lauter Weh. Denn ich habe nicht Vater, nicht Mutter mehr; den Vater erschlug Achilleus, als er Theben zerstörte, nebst meinen sieben Brüdern, und die Mutter starb bald darauf eines schnellen Todes. Nun bist du mir Vater und Mutter und Bruder, du bist mir blühender Gatte. Drum erbarme dich und bleibe hier auf demthurme, machenichtdeinkind zur Waise und zur Wittwe deine Gattin." Liebreich antwortete ihr Hektor: „Auch mich härmt das Alles, theures Weib; doch ich müßte mich schämen vor Trojas Männern und Frauen, wenn ich wie ein Feiger aus der Ferne dem Kampf zuschaute. Auch leidet das mein Herz uicht; denn ich lernte stets biederen Muthes zu sein und Zu streiten unter den Vordersten für meinen und meines Vaters Ruhm. Zwar es ahnet mir in meinem Herzen, der Tag wird einst kommen, wo das heilige Ilion (Troja) in Staub sinkt und Priamos und sein ganzes Volk; aber weder dasleid der Troer, noch selbst das derhekabe und des Herrschers Priamos und der Brüder, wenn sie unter der Hand
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Extrahierte Ortsnamen: Paris Knäblein_Astyanax Theben Ilion Troja
— 14 -
Reitern und 10,600 Sichelwagen. Nach einem glücklichen Treffen legte er sich vor die Hauptstadt Baktra, die nach langwieriger^Belagernng endlich durch die Hülfe eines Weibes, der Semiramis, erobert ward.
Die Person der Semiramis ist von mancherlei Sagen umhüllt. Sie soll von der Göttin Derketo geboren und gleich nach ihrer Geburt in öder Wildniß ausgesetzt worden sein, ward aber auf wunderbare Weise erhalten. In jeneroede nämlich nistete eine große Menge Tauben. Diese flogen zu dem Kinde, bedeckten es von allen Seiten mit ihren Flügeln und hielten es warm. Sieflogen zu den nahen Viehständen, holten Milch in ihren Schnäbeln und träufelten sie dem Kiude zwischen dielippen. Als daskind einjahr alt war und einer festeren Nahrung bedurfte, pickten die Tauben bei deuhirten die Käse an und trugen die Stückchen ihrem Pfleglinge zu. Sobald die Hirten bemerkten, wer die Räuber waren, gingen sie den Tauben nach und fanden das Kind, das von wunderbarer Schönheit war. Sie übergaben es ihrem Herrn, dem königlichen Oberhirten Simmas; der zog es auf wie sein eigen Töchterlein, und Semiramis erwuchs zu einerjungfrau von strahlenderschönheit. Da kam eines Tages ein vornehmer Beamte des Ninns, mitnamenonnes, in das Hans des Simmas; derward zu dem schönen Hirtenkinde vonsolcherliebe ergriffen, daß er sie znm Weibenahm. Sie zog mit ihm nach Ninive, und da sie nicht blos schön, sondern auch außerordentlich klug war, so folgte er ihrem Rathe in allendingen, und was er begann, das schlug glücklich aus.
Vorbaktrabesehligteonnes einen Theil des assyrischen Heeres. Da sich nun die Belagerung in die Länge zog, schrieb er seiuem Weibe nach Ninive, daß es zu ihm in das Lager komme. Semiramis folgte gerne; da sie aber einen so weiten Weg zumachen hatte, so dachte sie sich eine Kleidung aus, die für die Reisebequem war und nicht erkennen ließ, ob sie ein Mann sei oder eine Frau. Diese Art derbekleiduug sollen später diemeder und nach ihnen auch die Perser angenommen haben. Jmlager vor Baktra gewahrte die kluge Semiramis
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